Tagesspiegel: Fantastische Welten: Die wichtigsten Tipps für die drei besten Freizeitparks
Überfüllte Attraktionen und quengelnde Kinder: Wer entspannt durch Europas angesagte Erlebniswelten kommen will, kann mit ein paar Tricks – fast – jede Schlange vermeiden.
VON STEFAN ANDTER
Freizeitparks zählen inzwischen zu den beliebtesten Ausflugszielen der Deutschen. Es ist ein Erlebnis für die ganze Familie und der Duft frisch gebackener Waffeln, das ratternde Geräusch, mit der die Kette die Achterbahn hinaufzieht, oder das Besteigen des Bummelzuges, der einen wunderbar gemächlich durch den gesamten Freizeitpark chauffiert, weckt Kindheitserinnerungen bei vielen Besuchern.
Doch Freizeitpark bedeutet auch: lange Warteschlangen, volle Restaurants, quengelnde Kinder und am Schluss gestresste und überforderte Eltern. Dabei ist es mit gewissen Vorkenntnissen und ein wenig Planung ganz einfach, den Freizeitparkbesuch zu einer echten Auszeit vom Alltag werden zu lassen.
Disneyland Paris
Beim ersten Besuch überrascht zunächst der Trubel auf dem Weg zum Park. Von allen Seiten strömen Menschen, alle mit dem Ziel, den einzigen Disneyland Park in Europa zu besuchen – etwa 30 Kilometer östlich vom Pariser Stadtzentrum. Hat man erst mal sämtliche Schleusen durchschritten, öffnet sich der Blick auf die Main Street, eine überzeugende Imitation einer amerikanischen Kleinstadt Anfang des vergangenen Jahrhunderts.
Unweigerlich zieht es die meisten Besucher zum Dornröschenschloss im Zentrum des Parks. Ein wunderbarer Ort für ein Erinnerungsfoto und Startpunkt für die Erkundung der anderen Welten im Park, vom Wilden Westen bis zum Science-Fiction-Areal. Den eigentlichen Zauber entfaltet der Disneyland Park allerdings nach Einbruch der Dunkelheit. Wenn die wunderbare Projektionsshow das Schloss in magische Farben taucht und ein Feuerwerk allabendlich Klein und Groß in Staunen versetzt. Ganz neu dabei: die Show „Disney D-Light“, bei der 300 beleuchtete Drohnen den Himmel und die Besucher zum Strahlen bringen.
Und dabei ist das nur einer der beiden Freizeitparks: Direkt nebenan lässt der Walt Disney Studios Park die Besucher in Filmwelten eintauchen. Ab diesem Sommer nimmt die neue Show „Together: A Pixar Musical Adventure“ ihre Gäste auf eine musikalische Reise mit. Dank Live-Band und Spezialeffekten erwachen die bei Kritik und Publikum gleichermaßen beliebten Filme wie „Toy Story“ oder „Monster AG“ zum Leben.
Ein Tipp zur Verpflegung: Wenn es nicht nur ein Hotdog oder eine Crêpe auf der Main Street sein soll, empfiehlt sich unbedingt eine Reservierung in einem der Restaurants (in der Hauptsaison mindestens zwei Monate vor dem Besuch). Auf der Internetseite oder noch besser der übersichtlich gestalteten Disneyland-Paris-App die Lokale auswählen und gleich einen Tisch bestellen.
Disneyland ist ein Ganzjahresreiseziel. Ruhiger erleben Besucher ihn im Januar oder Februar. Will man besondere Shows und Paraden bewundern, muss man in einem der saisonal begrenzten Zeiträume wie Halloween oder Weihnachten reisen, darf sich jedoch nicht an den Menschenmassen stören.
Efteling
Für die Niederländer ist Efteling eine Institution, in Deutschland gilt der Park eher als Geheimtipp. Er befindet sich 20 Minuten Autofahrt von der südholländischen Stadt Tilburg entfernt und konzentriert sich auf eine Fantasie- und Märchenwelt – eingebettet in einen Naturpark voller verschlungener Wege, Wälder und Seen.
Die Eigentümer haben sich vorgenommen, maximal elf Prozent der Parkfläche zu bebauen. Dies merkt man vor allem bei einem Spaziergang durch den riesigen Märchenwald, er widmet sich bekannten und beliebten europäischen Märchen und ist im besten Sinne eine Familienattraktion. Gutes Schuhwerk einpacken, Efteling ist nichts für Spazierverweigerer. Wer mehr Adrenalin benötigt, als Rotkäppchen bieten kann, setzt sich in eine der Achterbahnen.
Typisch für die Niederlande: die offene und freundliche Art und ein Selbstverständnis für Inklusion. Kein anderer europäischer Park hat so durchdachte Lösungen und Angebote für Menschen mit kleinen und größeren Handicaps. Ab 2024 dürfen sich alle Besucher auf das neue Efteling-„Grand Hotel“ freuen, welches direkt am Haupteingang gebaut wird und auch gehobenen Übernachtungswünschen gerecht werden soll.
Highlight soll der Blick vom Hotel aus auf den großen See sein, wo jeden Abend Europas größte Wassershow mit über 200 Wasserfontänen und Lichteffekten stattfindet. Ansonsten gibt es für Familien mit kleinerem Budget auch Übernachtungsmöglichkeiten in den angrenzenden Ferienparks.
Europa-Park
Deutschlands größter und meistbesuchter Freizeitpark liegt im Südwesten der Republik: ein kleines Europa auf 95 Hektar. Vom französischen Savoir-vivre bis zum skandinavischen Hygge-Gefühl lässt sich eine grenzübergreifende Länderreise mit spannenden Attraktionen, Shows und einem vielfältigen kulinarischen Angebot kombinieren.
Aufgrund seiner Popularität müssen sich gerade im Sommer und Herbst Besucher auf lange Wartezeiten einstellen. Wer flexibel ist, geht unter der Woche und am besten außerhalb der Ferienzeit in den Park. Aufgrund seiner Nähe zur Schweiz und zu Frankreich ist der Europa-Park ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel bei den Nachbarn. Ein Blick auf den dortigen Ferienkalender also vor der Anreise berücksichtigen.
Grundsätzlich lohnt es sich, direkt nach der morgendlichen Öffnung einmal durch den Park zu laufen und die Attraktionen in umgekehrter Reihenfolge zu besuchen. Das spart gerade bei besonders beliebten Achterbahnen jede Menge Zeit. Wenn man sich dann noch über den kostenfreien Service in der parkeigenen App bei einigen Attraktionen „virtuell“ anstellt und zum angegebenen Zeitpunkt ohne Warteschlangen direkt in die Achterbahn steigt, endet auch ein gut besuchter Tag versöhnlich.
Im Jahr 2024 eröffnet der neue Bereich „Kroatien“ mit einer neuen und spektakulären Achterbahn, in der man mit bis zu 80 Kilometern in der Stunde über die Kulisse eines malerischen Küstenstädtchens wilde Loopings dreht. Übernachten können Urlauber im inzwischen größten Hotel-Resort Deutschlands, das selbst schon fast ein eigener Freizeitpark ist, inklusive Zwei-Sterne-Restaurant.
Wem das noch nicht genug Zeitvertreib ist, der kann den angrenzenden Wasserpark Rulantica mit über 40 Rutschen, großzügigem Saunabereich und Wasserspielplätzen besuchen. Hier gibt es eine richtige Fahrattraktion, ähnlich einer Teetassenfahrt, bei der man im Kreis gedreht wird und – sehr passend in Badehose – sich gegenseitig nass spritzt. Das ist in einem Wasserpark weltweit einmalig.
Zum Autor
Stefan Andter aus Stuttgart gibt als „Freizeitpark-Traveller“ Tipps & Tricks für Freizeitparks in ganz Europa. Im Sommer 2023 erscheint sein zweiter Freizeitpark-Reiseführer im DuMont Reiseverlag.
Quelle: Tagesspiegel Veröffentlichung am 19.06.2023